Eine Menschenmasse voller Regenbogen egal wo man hinsieht. Wer schon mal beim Christopher Street Day (CSD) war, kennt diesen Anblick. Es gibt heutzutage einige Events, bei denen LGBT-Angehörige ihre sexuelle Identität stolz zeigen und feiern, aber auch auf bestehende Ungerechtigkeiten aufmerksam machen. Während viele Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und allgemein queere Menschen beim CSD offen ihre sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität zeigen, sind andere nach wie vor closeted. Das bedeutet, sie haben ihre Sexualität und/oder Geschlechtsidentität noch nicht der Öffentlichkeit offenbart.
LGBT & Schule
Es gibt einen Unterschied zwischen „Outing“ und „Coming-out“, obwohl die beiden Begriffe meist synonym verwendet werden. Von Outing spricht man, wenn jemand die Geschlechtsidentität und/oder die Sexualität einer anderen Person der Öffentlichkeit offenbart. Es geschieht also gegen den Willen der betroffenen Person. Im Gegensatz dazu entscheidet sich die Person beim Coming-out freiwillig dazu. Ein Coming-out ist also, wenn man sich selbst outet.
Obwohl sich viele queere Menschen schon relativ früh ihrer Sexualität und/oder geschlechtlichen Identität bewusstwerden, entscheiden sie sich oft ziemlich spät für ein Coming-out. Häufig nach ihrer Schulzeit. In der LGBT-Erhebung in der EU von der European Union Agency for Fundamental Rights (FRA) gaben 68 Prozent der Befragten in Deutschland an, dass sie im Laufe ihrer Schulzeit ihre sexuelle Ausrichtung oder Geschlechtsidentität verheimlicht oder verschwiegen haben. Außerdem gaben 90 Prozent an, dass sie negative Bemerkungen oder Verhaltensweisen gegenüber einer LGBT-Person in ihrer Schulzeit beobachtet haben. Es haben also nicht ohne Grund nach wie vor viele Jugendliche Angst, sich in der Schule zu outen. Doch niemand sollte Angst davor haben, man selbst zu sein.
Aufklärung in Schulen
Im Vereinigten Königreich findet im Februar jährlich der LGBT History Month statt. Es sollen dabei die Errungenschaften der LGBT-Community gefeiert und auf bestehende Probleme aufmerksam gemacht werden. Die Geschichte der LGBT-Community wird nämlich nach wie vor übersehen und zu wenig in Schulen thematisiert. Auch in Deutschland sollten diese Themen in den Schulen angesprochen und darüber aufgeklärt werden. Viele junge Menschen haben nämlich immer noch Angst davor, sich zu outen und verbergen deshalb ihre wahre Sexualität und/oder Geschlechtsidentität. Sie fürchten, auf Diskriminierung und Hass zu stoßen. Diese Sorge ist leider nicht unberechtigt. Doch wenn man Kinder schon in einem jungen Alter aufklären würde, würden diese auch toleranter und offener aufwachsen.
Das Fach Sexualkunde wird zweimal in der Schule unterrichtet. Einmal in der Grundschule und das zweite Mal in der sechsten oder siebten Klasse. Themen, die in Sexualkunde behandelt werden, sind beispielsweise Pubertät bei Jungen und Mädchen, Sex, Verhütung, Geschlechtskrankheiten und Schwangerschaft. Standardmäßig ist dabei immer von Jungen und Mädchen und einer Beziehung zwischen Frau und Mann die Rede. Zusätzlich sollten hier jedoch auch noch Themen wie Geschlechtsidentität und die verschiedenen Sexualitäten angesprochen werden. Dabei wäre es besonders wichtig, deutlich zu machen, dass es komplett normal ist, wenn man nicht hetero ist oder sich nicht mit seinem biologischen Geschlecht identifiziert und sich keine:r dafür schämen muss.
Doch laut einer Studie, dessen Ergebnisse dem Tagesspiegel exklusiv vorliegen, wissen nur 38 Prozent der Berliner Lehrkräfte von offen queeren Jugendlichen an der eigenen Schule. Deshalb denken viele dieser Lehrkräfte, dass sie im Unterricht nicht über solche Themen sprechen müssen, da es ja sowieso keine queeren Jugendlichen an ihren Schulen gäbe. Dabei scheinen sie jedoch zu vergessen, dass einige einfach closeted sind und die Aufklärung außerdem nicht nur für LGBT-Angehörige gedacht ist, sondern besonders auch für Außenstehende. Es sollte ihnen vermittelt werden, dass queer sein normal ist. Wenn Kindern das schon in der Grundschule und später noch einmal in der Mittelstufe beigebracht wird, stehen die Chancen gut, dass sie diese Einstellung auch übernehmen. Ich denke, dass Bildung der einzige Weg ist, Hass und Diskriminierung zu bekämpfen und queeren Menschen die Angst und Unsicherheiten zu nehmen oder sie wenigstens zu mindern.